Für die Niederlande, Venedig, Städte wie Manila oder andere Regionen kann der Meeresspiegelanstieg enorme Auswirkungen haben. Steigt der Meeresspiegel weiterhin so rasant oder in Zukunft noch schneller, sind für zahlreiche Menschen Heim und Leben in Gefahr. Aktuelle Analysen zeigen, dass durch die globale Erwärmung eine starke Ausdehnung des Meereswassers gegeben ist.
Was lässt den Meeresspiegel so rasant ansteigen?
Laut Analysen der NASA, welche seit dem Jahr 1993 Sattelitenmessungen durchführt, war bislang hauptsächlich Schmelzwasser für den Meeresspiegelanstieg verantwortlich. Etwa durch das Schmelzen der Eisschilde Grönlands und der Antarktis. Bereits im Artikel Gletscher schwinden in rasantem Tempo wurde über die Auswirkungen des Klimawandels berichtet.
Kein Anstieg des Meeresspiegels ist durch vereinzelte Eisbrocken im Meer gegeben. Das ist vergleichbar mit Eiswürfeln in einem Glas, welche schmelzen. Dadurch steigt das Wasser im Glas nicht. Der Anstieg des Meeresspiegels ist durch das Schmelzwasser von Gletschern und Eisbergen gegeben. Das ist wie, wenn in ein halbvolles Glas Wasser, ständig neues Wasser hinzugegeben wird. Irgendwann läuft das Glas Wasser über.
Doch nicht nur das Schmelzen des Eises trägt zum Anstieg des Meeresspiegels bei. Ein weiterer Grund ist die thermische Ausdehnung des Wassers. Wasser, welches erhitzt wird, dehnt sich aus. Wird beispielsweise Wasser auf 100 Grad erhitzt, beträgt die Volumenausdehnung 4.3 Prozent. Wissenschaftler vermuteten zwischen 2002 und 2014, das der Anteil des steigenden Meeresspiegels pro Jahr etwa 1.4 Millimeter betrug.
Die aktuellen NASA-Analysen ergaben, dass die thermische Expansion des Wassers im Jahr 2024 deutlich stärker war. Bei einem Meeresspiegelanstieg von 5.9 mm (2024) ist die thermische Ausdehnung des Wassers für zwei Drittel des Anstiegs verantwortlich. Lediglich ein Drittel ist auf das Schmelzwasser zurückzuführen.
Meeresspiegelanstieg beschleunigt sich
Im 20. Jahrhundert ist der Meeresspiegel um rund 15 cm gestiegen. Das sind rund 1.5 mm pro Jahr. Die Daten der NASA-Analysen zeigen, dass der globale Meeresspiegel seit 1993 um 10 cm gestiegen ist. Das sind rund 3 mm pro Jahr. Dementsprechend beschleunigt sich der Anstieg des Meeresspiegels. Im Jahr 2024 ist der Meeresspiegel um 5.9 mm gestiegen. Somit hat sich der Anstieg in den vergangenen 30 Jahren nahezu verdoppelt.
Behält der aktuelle Meeresspiegelanstieg sein Tempo bei, würde der Meeresspiegel in den nächsten 50 Jahren um 29.5 cm ansteigen. Verdoppelt sich hingegen das Tempo wie zwischen 1993 und 2024, dann würde der Meeresspiegel in den nächsten 50 Jahren um 59 cm ansteigen. Aktuell ist bei den steigenden Temperaturen und diversen Temperaturrekorden davon auszugehen, dass sich der Meeresspiegelanstieg weiterhin beschleunigt. Daher gibt es unterschiedliche Szenarien bei verschiedenen Klimaprognosen.
Wird Venedig irgendwann unter Wasser stehen?
Für manche Städte dieser Erde bringt der Anstieg des Meeresspiegels eine große Problematik mit sich. Eine dieser Städte ist Venedig. Die italienische Stadt liegt direkt am Wasser und schützt sich durch das Dammsystem MOSE. Doch dieses Dammsystem wird durch den steigenden Pegel des Meereswassers laut aktueller Studien irgendwann nicht mehr ausreichend sein. Sollten keine neuen Schutzmaßnahmen ergriffen werden, prognostiziert die Studie bis spätestens 2150 Überflutungen. Das schlimmste Szenario ist, dass die Lagunenstadt durch den Meeresspiegelanstieg in Kombination mit der Absenkung des Bodenniveaus irgendwann versinkt.

Das aktuelle MOSE-System schützt Venedig vor einem Anstieg des Meeresspiegels von 60 cm. Wie bereits vorher erwähnt wurde, könnte der Meeresspiegel in den nächsten 50 Jahren bereits um 59 cm ansteigen. Sollte die globale Erderwärmung weiter voranschreiten, wird das MOSE-System irgendwann überfordert sein.
Wie schwer trifft es die Niederlande?
In der Niederlande liegen große Teile des Landes unter dem Meeresspiegel. Aus diesem Grund ist dieses Land besonders stark vom Anstieg des Meeresspiegels betroffen. Bislang wussten sich die Niederländer mit dem Bau von Sturmflutwehren und Dämmen zu helfen. Doch wie auch in Venedig gerät der Hochwasserschutz in diversen Regionen durch den Meeresspiegelanstieg an seine Grenzen. So düster ist die Situation in den Niederlanden jedoch nicht, denn die weltweit bekannten Wasserbauer planen mit Ausbauten und Umbauten weitere Schutzmaßnahmen wie in diesem Bericht zu lesen ist.

Experten gehen in den Niederlanden davon aus, dass selbst ein Meeresspiegelanstieg von bis zu 5 m mit Aus- und Umbauten zu bewältigen sind. Bei dem aktuellen Meeresspiegelanstieg würde es mehr als 800 Jahre dauern, bis die ausgebauten Schutzvorkehrungen in den Niederlanden nicht mehr ausreichen würden. In Sicherheit wiegen sich die Experten jedoch nicht, denn wenn der Anstieg des Meeresspiegels an Tempo zunimmt, könnte es auch sein, dass bereits in 100 oder 150 Jahren der bis dato nicht fertiggestellte modernisierte Hochwasserschutz nicht mehr ausreichend ist.
Klimawissenschaftler warnen vor enormen Anstieg des Meeresspiegels
Auch Klimawissenschaftler warnen vor zu viel Sicherheit und Optimismus in Hochwasserschutzprojekte. Das Klimaproblem könnte sich so drastisch ausweiten, dass Gegenmaßnahmen nur noch schwer realisierbar sind. Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Meer in den kommenden Jahrhunderten um zwei bis sechs Meter steigen wird. Doch auch auf ein solches Szenario stellen sich die Niederlande bereits ein.
Umgesetzt werden Projekte, die selbst einen Meeresspiegelanstieg von 15 m verkraften, jedoch nicht. Dazu sind die Auswirkungen des Klimawandels aktuell nicht schwerwiegend genug. Solche Dammprojekte werden erst verwirklicht, wenn sich die Situation rund um die Klimakatastrophe mehr und mehr zuspitzt. Schließlich kosten solche Projekte auch enorm viel Geld. In Sicherheit wiegen können sich die Niederländer jedoch nicht, denn auch der Bau moderner Schutzdämme nimmt nicht nur wenige Jahre in Anspruch.
Fazit
Der Meeresspiegel steigt von Jahr zu Jahr an. Mit zunehmender Geschwindigkeit. Auch wenn einige Regionen dieser Welt unmittelbar davon betroffen sind, besteht oft noch kein aktueller Handlungsbedarf. Dazu sind die Auswirkungen durch den Klimawandel zu gering. Im Gegensatz zu den Niederlanden gibt es in einigen Regionen dieser Erde auch nicht die nötigen finanziellen Mittel, um Dämme zu bauen oder andere Schutzmaßnahmen zu integrieren.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation rund um die Klimakrise entwickelt. Aktuell gibt es weder in Venedig als auch in den Niederlanden keinen dringenden Handlungsbedarf. Steigt der Meeresspiegel weiterhin so rasant oder schneller an, wird sich dies wohl ändern.