Es gibt verschiedene Ansätze der Klimakrise entgegenzuwirken. Einige Methoden wurden bei Klimawandel-info mit Gesteinsmehl oder der Pyrolyseheizung bereits vorgestellt. Ein weiterer Ansatz ist, Bäume gentechnisch so zu verändern, dass mehr als auch länger CO₂ gespeichert werden kann. Nicht nur das. Die Bäume sollen auch schneller wachsen, um auf den gegebenen Zeitdruck durch den Klimawandel zu reagieren.
Living Carbon – ein Startup-Unternehmen aus dem Silicon Valley
Die Idee der gentechnischen Veränderung ist nicht neu. In der Landwirtschaft wird Gentechnik bereits erfolgreich eingesetzt. Weltweit gibt es rund 30 Länder, in denen gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut werden. Dazu gehören Pflanzenarten wie Soja, Mais, Raps oder Baumwolle. In der EU sind vorwiegend gentechnischer veränderter Mais oder gentechnisch veränderte Kartoffeln zu finden.
Vergleichsweise neu hingegen ist die Idee, Bäume für den Kampf gegen die Klimakrise gentechnisch zu verändern. Verantwortlich für diese Unternehmung ist das Startup-Unternehmen Living Carbon. Living Carbon ist ein gemeinnütziges Unternehmen mit Sitz im Silicon Valley. Bisher wurden in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche gentechnisch veränderte Bäume gepflanzt, um die Fortschritte der Studie und des Vorhabens zu analysieren. Zu den Investoren des amerikanischen Startups gehören unter anderem Sam Altman oder Felicis Ventures.
Wie funktioniert die gentechnische Veränderung von Bäumen?
Einfach erläutert wird in Laboratorien die DNA von Pappeln oder anderen Baumarten verändert. An einzelnen Stellen werden DNA-Stränge entnommen oder modifiziert. Anschließend werden die Veränderungen durch das Heranziehen der Jungbäume in einem Gewächshaus überwacht. Dadurch kann in einem bestimmten Zeitraum festgestellt werden, ob die gentechnischen Maßnahmen den gewünschten Effekt erzielen.
Ziel ist es, schnell wachsende Bäume mit einer sehr guten Kohlenstoffbindung zu entwickeln. Ein „normaler“ Baum speichert pro Jahr zwischen 20 und 32 kg CO₂. Somit braucht es zwischen rund 30 und 50 Bäume, um der Atmosphäre 1 Tonne CO₂ zu entziehen.
Zudem sollen die gentechnisch veränderten Bäume auch an Orten wachsen, die im Normallfall völlig ungeeignet für Pappeln oder andere Baumarten wären. Dadurch könnten Bäume auf Flächen wachsen, die sonst nur braun und karg sind.
Skepsis unter den Wissenschaftlern
Nicht alle Wissenschaftler sind von dieser Methode überzeugt. Unter anderem wird Living Carbon kritisiert, dass die bisherigen Ergebnisse durch Laborbedingungen entstanden sind. Auf normalen Untergrund könnte es Probleme bezüglich des Wachstums geben. Doch was mit Mais und anderen Pflanzenarten funktioniert, könnte auch mit Bäumen funktionieren.
Die Problematik der Bäume als CO₂-Speicher
Eine wesentliche Problematik gibt es jedoch mit den gentechnisch veränderten Bäumen. Sterben Bäume ab wie beispielsweise bei Waldbränden, setzen sie das gespeicherte CO₂ wieder frei. Bei Bäumen handelt es sich somit um einen zeitlich begrenzten CO₂-Speicher. Es müsste eine Lösung gefunden werden, damit das gespeicherte Kohlendioxid in den Boden eingelagert wird.
Bereits im Artikel Forscher bestätigen: Carbon Capture and Storage funktioniert wurde berichtet, dass anhand einer Studie festgestellt wurde, dass eingelagertes CO₂ dauerhaft im Boden oder Wasser verbleibt. Nur mit Bäumen, welche nach dem Absterben kein CO₂ freisetzen, wäre eine mögliche Lösung im Kampf gegen die Erderhitzung gegeben.
Ein weiteres Problem der Bäume als CO₂-Speicher ist, dass nicht ausreichend große Flächen vorhanden sind, um eine entsprechende Zahl von Bäumen zur Speicherung der freigesetzten Treibhausgasemissionen zu pflanzen. Viele Flächen werden für die Landwirtschaft benötigt. Schätzungen zufolge gibt es jedoch weltweit 3,04 Billionen Bäume. Das sind 422 Bäume pro Mensch. Doch das scheint nicht genug.
Fazit
Ob gentechnisch veränderte Bäume das Klima retten bleibt abzuwarten. Zwar wird in Laboratorien versucht entsprechende Bäume zu züchten, allerdings gibt es bislang keine Ergebnisse, die einen vollen Erfolg bestätigen. Fortschritte wurden bereits gemacht, wobei es auch kritische Stimmen zu den bisherigen Ergebnissen gibt.
Neben einem schnellen Wachstum und einer hohen Kohlenstoffbindung müssten die gentechnisch veränderten Bäume das gespeicherte CO₂ auch einlagern. Nur dann wäre ein langfristig positiver Klimaeffekt gegeben.